Frühzeitige Vorsorge gegen Zahnfehlstellungen
17.02.2023Das Lutschen am Daumen tröstet, der Schnuller hilft beim Einschlafen und das Nägelkauen beruhigt. Doch das, was Kindern Ruhe und Trost spendet, wird von anderer Seite als schädlich gesehen. Zahnärzte wie auch Kinder- und Jugendärzte warnen vor Angewohnheiten von Kindern, die die Zähne schädigen, zu Zahnfehlstellungen und zu aufwendigen kieferorthopädischen Maßnahmen führen können.
Gelegentlich blicken Eltern oder Großeltern mit Nachsicht auf bestimmte Angewohnheiten, die ihre Kinder oder Enkel an den Tag legen. Der Schnuller kann in mancher Situation der Retter in der Not sein und der Daumen hilft, ein Kind zu beruhigen. Doch aus zahnärztlicher Sicht sind solche Angewohnheiten („Habits“) nicht zu unterschätzen, was ihre Langzeitfolgen angeht.
Zu den kindlichen Habits zählen Daumenlutschen, Mundatmung, Lippenbeißen und -saugen ebenso wie Wangenbeißen und -saugen, Fingernägelkauen oder das Kauen an Stiften. Auch das lange Saugen am Schnuller wird kritisch gesehen und die Empfehlung lautet, den Schnuller ab dem siebten Lebensmonat behutsam abzugewöhnen.
Habits fördern Zahnfehlstellungen
Doch warum sind die oben genannten Habits schädlich? Kurz gesagt: Sie haben eine schädigende Wirkung auf den gesamten Kauapparat und fördern Zahnfehlstellungen, die in späteren Jahren mit Zahnspangen oder aufwendigeren kieferorthopädischen Therapien korrigiert werden müssen.
Der Daumen ist fest und wenig kiefergerecht und übt beim Lutschen Druck auf den Gaumen und die oberen Schneidezähne aus. In der Folge kippen nicht nur die Zähne nach vorne. Der knöcherne Gaumen insgesamt kann sich durch den Druck verformen. Er passt dann in der Breite nicht mehr zum Unterkiefer und es kann ein sogenannter Kreuzbiss entstehen. Ein anderer Effekt kann sein, dass bleibende Zähne daran gehindert werden, vollständig durchzubrechen. Durch das Daumenlutschen kann sich eine Lücke zwischen den oberen und den unteren Schneidezähnen bilden – ein sogenannter frontal offener Biss.
Das Lispeln kann unter anderem eine Folge dieses offenen Bisses sein, ebenfalls Zungenfehlfunktionen oder falsches Schlucken. Ein seitlich offener Biss kann durch Wangenbeißen oder Einsaugen der Wangeninnenseiten auftreten.
Nuckeln am Schnuller schadet der Zahnentwicklung
Der Schnuller hat in den ersten Lebensmonaten eines Kindes seine Berechtigung, denn er kommt dem Saugreflex nach. Das kann beruhigen, Tränen trocknen und beim Einschlafen helfen. Der Schnuller sollte aber ab dem 7. Lebensmonat allmählich aus dem Leben eines Kindes verschwinden. Je eher der Schnuller abgewöhnt wird, desto besser für die Zahn- und Kieferentwicklung des Kindes. Denn jede Verkürzung der Zeit, die ein Kind an dem Schnuller nuckelt, reduziert die Möglichkeit einer Zahnfehlstellung, die aufwendig korrigiert werden muss.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. empfiehlt die Entwöhnung vom Schnuller ab dem siebten Lebensmonat. Warum? Ab da entwickelt sich der Saugreflex zurück und stattdessen setzt ein erhöhtes Kaubedürfnis ein. Meist fällt es Kindern schwer, sich von ihrem Schnuller zu verabschieden. Schließlich ist er zu einer lieben Gewohnheit geworden. Um eine Schädigung der Zähne zu vermeiden, sollte dennoch eine behutsame Abgewöhnung in Gang gesetzt werden. Doch Vorsicht, dass dann nicht der Daumen als Ersatz in den Mund geführt wird. Denn das Daumenlutschen abzugewöhnen, stellt eine wesentlich höhere Herausforderung dar als die Entwöhnung vom Schnuller. Wandert auch nach dem dritten Geburtstag noch regelmäßig der Daumen in den Mund, hat sich aus dem kleinkindlichen Saugbedürfnis eine Angewohnheit entwickelt: Langeweile, Wut, Trotz oder Angst können dann der Anlass zum Nuckeln sein.
Rituale für den sanften Abschied vom Schnuller
Es gibt schöne Rituale, mit denen ein sanfter Abschied von dem Sauger möglich ist. So kann etwa die Schnullerfee ein kleines Geschenk zurücklassen, wenn sie in der Nacht den Schnuller mitnimmt. Oder der Schnuller wird an einen Schnullerbaum gehängt, die es in vielen Städten schon gibt, und immer dann, wenn die Sehnsucht gar zu groß ist, kann das Kind den Schnuller besuchen. Viele Kinder fühlen sich „groß“, wenn sie ihren Schnuller an ein Neugeborenes in der Umgebung abgeben dürfen. Oder die Familie veranstaltet ein Fest im kleinen Kreis, bei dem sich alle vom Schnuller verabschieden. Eine willkommene Gelegenheit kann auch der Urlaub sein. Die vielen neuen Eindrücke lenken das Kind von seinem Schnuller ab, sodass es auch bei der Heimkehr kein Verlangen mehr danach hat.
Als Verbündete finden sich auch Kinder- und Zahnärzte. Der Schnuller kann beim regulären Arztbesuch abgegeben werden. Das Kind bekommt dann ein kleines Geschenk und die Gewähr, dass der Schnuller gut und sicher aufbewahrt ist.
Schnuller, Daumenlutschen, das Beißen und Lutschen von Wangen oder Lippen kann sich schädlich auf die Zahnstellung, die Entwicklung der Zähne und des Kiefers auswirken. Umso wichtiger ist es, dass Eltern schon früh auf die Zahngesundheit ihrer Kinder achten und damit auch Habits unterbinden, die sich negativ auf die Zähne auswirken können.
Quellen
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